Antibiotika in der Milchproduktion

Unsere Milchproduktion ist von menschlichen Parametern gesteuert. Antibiotikaresistenz ist z.B. ein grosses Thema in der Nahrungsmittelindustrie und in der modernen Gesellschaft. Wieso fördern wir das Ganze weiter mit unserer Politik und unserem Verhalten? Das wird und kann sich wohl leider nicht mehr ändern. Das grösste Milch-Qualitätsmerkmal welches erhoben wird sind die Zellzahlen; was ist das überhaupt?

Die Kuh schwemmt in der Milch körpereigene Zellen aus. Das sind im gesunden Euter vor allem Gewebeteile wie Euterepithelzellen und Blutzellen wie Leukozyten und Lymphozyten. Die Gesamtheit dieser Zellen pro ml Milch nennt man Zellzahl die hauptsächlich stressbedingt ist. Bei der monatlichen Milchkontrolle wird nur das Total der Zellen ermittelt; die verschiedenen Arten werden nicht differenziert.

Anlass für die Kuh diese Zellen in grösseren Mengen auszuschwemmen ist meist eine Abwehrstrategie des Immunsystems gegen eine Entzündung im Euter. Diese kann klinisch oder subklinisch sein. Allen voran wandern die Leukozyten (weisse Blutkörperchen) zum Ort der Entzündung und nehmen dort die Krankheitserreger und andere Fremdkörper in sich auf. Bei einer Mastitis werden somit mehrere Millionen Leukozyten vom Blut in die Milch geschwemmt. Ihr Anteil an den Zellen steigt auf über 90%; diese Art Abwehrreaktion des Drüsengewebes gegen Infektionen nennt man Phagozytose.

Heute geht man davon aus, dass Milch mit mehr als 150.000 Zellen pro Viertel auf eine Erkrankung des Euters hindeutet. Interessanterweise hat die EU eine Grenze von 400.000 Zellen angesetzt und die USA sogar eine Grenze von 750.000 Zellen; erst darüber werden Massnahmen getroffen. In der Schweiz ist diese Grenze mit 350.000 am tiefsten. Dies bringt natürlich auch grosse Nachteile mit sich, denn wenn Milch mit 750.000 Zellzahlen offiziell verkauft und konsumtauglich ist, wieso soll diese Milch nicht auch bei uns so verkauft werden? Diese wird Ihnen aber trotzdem zu Ihrem Unwissen hierzulande verkauft.

Zellzahlen sind wie bereits erwähnt v.a weisse Blutkörperchen die in die Milch gelangen. Diese sind für die menschliche Ernährung absolut unbedenklich. Somit ist eine Milch mit 150.000 oder 750.000 Zellzahlen für den menschlichen Konsum absolut unbedenklich. Die Nachteile von hohen Zellzahlen sich eigentlich nur für die Kuh und den Landwirt, denn für die Kuh heisst das durch eine Euterentzündung (Mastitis) eine Leistungseinbusse und Kosten (Auscheidungskriterium aus der Herde) und für den Bauern bedeutet es Mehrkosten, mehr Arbeit und weniger Ertrag, ABER das Endprodukt ist für den Konsument nicht zu Unterscheiden und eben unbedenklich.

Unsere Kühe werden z.B. trotz Euterentzündungen gemolken und diese Milch geht in den Verkauf. NUR der Landwirt wird hier ab einer Zellzahl von über 350.000 finanziell bestraft, denn Sie bezahlen im Laden den vollen Preis. Genau! Wo bleibt da die Preisdifferenz (Abzug gegenüber dem Produzenten)? Was bedeutet das für den Antibiotika Einsatz in der Milchproduktion? Das ist ganz einfach; umso strenger die Parameter (Schweiz mit 350.000 als tiefste Grenze) gesetzt sind umso öfter sind Landwirte mit Qualitätsabzügen konfrontiert.

Der Antibiotikaeinsatz ist deshalb grundsätzlich höher (im weltweiten Vergleich) um das "krankere” Eutergewebe wieder zu heilen, damit die hier produzierte Milch in den Milchdrüsen wieder unter die Grenze von 350.000 Zellen fällt. Damit kann der Landwirt die Milch wenigstens zum bereits sehr tiefen und absolut nicht korrekten Milchpreis OHNE Abzüge verkaufen. Würde man diese Grenze erhöhen, hätten wir bestimmt einen geringeren Antibiotika Einsatz in der Milch- und Nahrungsmittelproduktion.


Nun würden damit aber natürlich viele Branchenorganisationen und Lobbyisten nicht einverstanden sein, denn welcher Milchabnehmer würde für ein Produkt mehr bezahlen, wenn dieses ab einer absolut tiefen Qualitätsgrenze bereits mit Abzügen belastet werden kann, ABER trotzdem mit dem vollen Gewinn weiter verkauft wird? Für den Konsumenten alles ohne Verkaufspreiseinbussen!? Nicht zu vergessen sind die Firmen, die die Antibiotikatuben (Spritzen) verkaufen.

Wie viele Antibiotikatuben müssen monatlich abgesetzt und injiziert werden, damit Ende Monat der Umsatz und der Lohn wieder stimmt? Wir gehen jetzt bewusst nicht weiter, aber der Kreis schliesst sich nur zu Ungunsten des Tieres!